Rafflesien
Die Rafflesien (Rafflesia) sind eine Gattung der Familie der Rafflesiengewächse (Rafflesiaceae). Ihr botanische Name wurde ihnen zu Ehren ihres Entdeckers Sir Thomas Stamford Raffles gegeben. Die bekannteste Art, Rafflesia arnoldii, bildet die größten Blüten im Pflanzenreich.
BeschreibungDie Pflanzen sind zweihäusige Vollschmarotzer, die vollständig innerhalb ihrer Wirte leben. Dort bestehen sie lediglich aus einem Myzel-artigen, mit Haustorien durchsetzten Geflecht. Wurzeln, Sprosse und Laubblätter werden nicht ausgebildet. Die Wirtspflanzen sind jeweils spezifische Arten der Lianen bildenden Gattung Tetrastigma aus der Familie der Weinrebengewächse (Vitaceae). Die Blüten werden außerhalb des Wirtes gebildet. Sie liegen in der Regel dem Boden auf, erscheinen bei relativ kleinblütigen Arten aber auch bis in etwa 1 m Höhe. Direkt unter ihnen befinden sich kleine Schuppen, die vielleicht reduzierte Hoch- oder Kelchblätter darstellen. Die kelchförmige Blütenhülle trägt fünf ledrige, bis 1 cm dicke Kronblätter. Im voll entwickeltem Zustand beträgt der Durchmesser der Blüten zwischen 13 cm und knapp einem Meter. In Farbe und Geruch ahmen sie Aas nach und locken so Insekten, vorwiegend Fliegen, zur Bestäubung an. Die zentrale Säule der männlichen Blüten hat Öffnungen, durch die Bestäuber in die Blüte gelangen können. Durch durchscheinende Fenster und reusenartig aufgestellte Haare geleitet, gelangen sie dort in eine Position, in der ihnen die in einer zähen Flüssigkeit befindlichen Pollen angeheftet werden. Um in die weiblichen Blüten zu gelangen, müssen sich die Bestäuber durch einen Spalt zwängen, in dem die Pollen an die Narben abgestreift werden. Es sind also nur Insekten einer bestimmten Größe als Bestäuber geeignet. Früchte werden nur selten gebildet, benötigen etwa ein Jahr zur Entwicklung und können mehrere tausend Samen enthalten. Ihre Verbreitung erfolgt vermutlich durch Nagetiere (Hörnchen). ÖkologieDie hoch spezialisierten Pflanzen sind nur selten in der Natur zu finden und gelten, da sie auf ein komplex funktionierendes Ökosystem angewiesen sind, mit allen Arten als gefährdet.
Da die Blüten durch ihre Größe eine hohe Aufmerksamkeit erregen, ist inzwischen ein Rafflesien-Tourismus zu bekannten Standorten entstanden. In einigen Fällen hat diese glücklicherweise dazu geführt, dass zur Erhaltung der durch den Tourismus entstanden Einkommensquelle Schutzmaßnahmen wie Einzäunungen und Abholzverbote getroffen wurden. VerbreitungDas Verbreitungsgebiet der Rafflesien erstreckt sich in Südostasien von der Malaiischen Halbinsel (Thailand, Malaysia) über Sumatra und Java (Indonesien) und Borneo (Malaysia, Indonesien, Brunei) bis zu den Philippinen. Die Pflanzen wachsen dort in tropischen Regenwäldern auf Höhenlagen von 500 bis 700 m über dem Meeresspiegel. SystematikDa die Pflanzen außer den Blüten keine Organe haben, die eine vergleichende Betrachtung zulassen, war die systematische Stellung der Gattung bisher unklar. Sie wird traditionell in einer eigenen Pflanzenfamilie Rafflesiaceae geführt. Neueste DNA-Analysen[1] haben nun ergeben, dass Rafflesia und seine Verwandten an der Basis des Stammbaums der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) in diesen eingebettet ist. Als Reaktion darauf wurde die Abtrennung der Peraceae von den Wolfsmilchgewächse vorgeschlagen[2], was zur Folge hätte, dass die übrigen Wolfsmilchgewächse einerseits monophyletisch bleiben und andererseits bezüglich der Anatomie der Frucht und der Samenschale einheitlicher werden. Die Verwandtschaftsverhältnisse lassen sich durch das nachfolgende Kladogramm illustrieren:
ArtenDie einzelnen, etwa 20 Arten unterscheiden sich durch Größe, Form, Farbe und Textur der einzelnen Blütenmerkmale. Nähere Untersuchungen des in den Wirtspflanzen vorhandenen Geflechts haben bisher kaum stattgefunden, da diese praktisch nicht durchführbar sind, ohne die Rafflesien und ihre Wirte zu töten.
Eine weiteres Taxon wurde nach einer einzelnen Knospe beschrieben. Es bleibt zu prüfen, ob tatsächlich eine eigene Art vorliegt.
Eine weitere Art wurde erst 2006 entdeckt und ist derzeit noch nicht gültig beschrieben.
Literatur
Fußnoten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
http://www.bionity.com/lexikon/d/Rafflesien
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